Die Physiker - Friedrich Dürrenmatt - Schauspielhaus Zürich - Herbert Fritsch
Planmässig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: Das, was sie zu vermeiden suchten, schreibt Dürrenmatt. Genauso ergeht es dem Physiker Möbius: Er hat die sogenannte Weltformel entdeckt und sich in ein Sanatorium für Geisteskranke einsperren hassen, damit seine Forschungsergebnisse nicht in falsche Hände geraten. Dürrenmatts Komödie, 1962 uraufgeführt und längst zum Klassiker avanciert, wurde 2013 von Herbert Fritsch am Schauspielhaus Zürich extrem genial neu inszeniert.
Harfouch, Corinna / Koch, Wolfram / Breitfuss, Gottfried / Zerzawy, Milian / Cornu, Jean-Pierre /
Schauspielhaus Zürich: Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt (Regie Herbert Fritsch)
„Planmässig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: Das, was sie zu vermeiden suchten, schreibt Dürrenmatt in „21 Punkte zu den Physikern. Genauso ergeht es dem Physiker Möbius: Er hat die sogenannte Weltformel entdeckt und sich in ein Sanatorium für Geisteskranke einsperren lassen, damit seine Forschungsergebnisse nicht in falsche Hände geraten.
Dürrenmatts Komödie, die 1962 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde, ist nun in der Regie von Herbert Fritsch im Pfauen zu sehen.
Premiere am 19.10.2013 im Pfauen
Regie Herbert Fritsch / Bühne Herbert Fritsch / Kostüme Victoria Behr
Mit Jan Bluthardt, Gottfried Breitfuss, Jean-Pierre Cornu, Corinna Harfouch, Wolfram Koch, Julia Kreusch, Miriam Maertens, Friederike Wagner, Susanne-Marie Wrage, Milian Zerzawy
Jürg Halter - Schweizer Psalm - live im Schauspielhaus Zürich (mit Schule der Unruhe)
Live-Mitschnitt zu Schweizer Psalm von Jürg Halter's Spoken-Word-Jazz-Band Schule der Unruhe, aus dem Album la bombe (Traumton Records, Berlin, 2010).
Das Album bestellen über: iTunes, amazon.de, cede.ch u.s.w.
Schauspielhaus Zürich: Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt (Regie Viktor Bodó)
Man erwartet den Besuch der Multimilliardärin Claire Zachanassian. Die Kleinstadt Güllen war einst wohlhabend, ist nun aber völlig verarmt, die ganze Stadt wird gepfändet, selbst das Heimatmuseum wurde „vor drei Jahren nach Amerika verkauft“. In dieser ausweglosen Situation hofft der Bürgermeister auf eine rettende Stiftung der alten Dame, die als Klara Wäscher in Güllen aufgewachsen ist. Claire Zachanassian erreicht das Städtchen in einem grotesken Auftritt, umgeben von Dienern und Zofen, zwei Sänftenträgern – „Gangster aus Manhattan“ – sowie ihrem siebten Gatten. Sie lässt den Bürgermeister nicht lange werben, sondern kündigt eine Schenkung von einer Milliarde an – unter der Bedingung, dass sie sich dafür „Gerechtigkeit“ kaufen könne: Jemand solle den Kaufmann Alfred Ill töten, mit dem sie damals eine stürmische Liebe erlebt hat, der sie jedoch als junge Frau mit dem gemeinsamen Kind sitzen liess.
Diese bittere Komödie, 1956 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt, ist voller grotesker Fantasie und zeigt die makabre Automatik einer moralischen Verfehlung: Umso mehr die Bürger von Güllen Schulden machen, umso mehr verpflichten sie sich unausgesprochen auf das Angebot von Claire Zachanassian einzugehen. So steckt das Stück das Feld zwischen Recht und Rache, Selbstjustiz und der „Gerechtigkeit des Geldes“ ab. Claire Zachanassian selbst nimmt darin einen grotesken Charakter an: Nicht nur ihr Auftritt und ihre Entourage wirken komisch und grausig zugleich, auch sie selbst wirkt wie ein Prothesenmensch – fast alles an ihr ist künstlich.
Viktor Bodó, 1978 in Budapest geboren, wurde durch seine Arbeiten als Hausregisseur am Katona József Theater in Budapest bekannt, u.a. mit einer Adaption von Kafkas „Prozess“, die zu zahlreichen internationalen Festivals eingeladen wurde. Seit 2006 arbeitet er regelmässig im deutschsprachigen Raum, u.a. am Schauspiel Köln, am Schauspielhaus Graz und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. 2008 gründete Bodó seine eigene Theatertruppe Szputnyik Shipping Company. Bodós Arbeiten wurden mehrfach für den Nestroy-Theaterpreis nominiert, seine Inszenierung „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ war 2010 zum Theatertreffen eingeladen. In Zürich inszeniert Viktor Bodó zum ersten Mal.
Premiere am 11.12.2015 im Pfauen
Regie Viktor Bodó / Bühne Juli Balász / Kostüme Fruzsina Nagy / Musik Klaus von Heydenaber
Mit Amine Yacoubi, Klaus Brömmelmeier, Benedict Fellmer, Gerrit Frers, Philippe Graff, Christian Heller, Henrike Johanna Jörissen, Julia Kreusch, Claudius Körber, Matthias Neukirch, Nicolas Rosat, Friederike Wagner, Milian Zerzawy
Schauspielhaus Zürich: A1 - Ein Stück Schweizer Strasse von Mike & Tobi Müller und Rafael Sanchez
Die A1, früher N1, prägt die Schweiz von Nordosten nach Südwesten, von St. Margrethen bis Genf. Als man die Autobahn in den Fünfzigerjahren plante, stand sie für den Fortschritt, für den Anschluss an das Europa der Touristen, für den Transit von Gütern und für die „Gute Form“ der Schweizer Ingenieurskunst. Heute fliegen die meisten in die Ferien. Wer im Sommer die A1 abfährt, erhält eine Ahnung vom Ende. Neben dem Autofenster zieht eine zersiedelte Schweiz vorbei, vor der Frontscheibe staut sich der Blechwurm. Und doch ist die Autobahn das Bauwerk, das die Schweiz verbindet. Schönere Toilettenbauten gibt es eh nirgends.
Das Theaterprojekt „A1 – Ein Stück Schweizer Strasse“ sucht in der Geschichte der Autobahn nach den Spuren in die Gegenwart. Gibt es ein Leben nach der Supermobilität? Mike und Tobi Müller haben mit fast 50 Personen gesprochen – Fahrern, Grenzwächtern, Staatsangestellten, Truckern und Wissenschaftlern. Die Recherche kehrt auf der Bühne im Video wieder. Fast jeder Satz wurde vermutlich so gesagt. Aber mit Sicherheit anders.
Premiere am 28.5.2015 im Pfauen
Regie und Ausstattung Rafael Sanchez / Kostüm- und Bühnenmitarbeit Marie-Luce Theis / Musik Tobi Müller / Video Christoph Menzi
Mit Mike Müller, Michael Neuenschwander, Markus Scheumann
Schauspielhaus Zürich: Wer hat Angst vor Hugo Wolf? von Herbert Fritsch (Regie Herbert Fritsch)
Der erste Liederabend von Herbert Fritsch ist visuell inspiriert von Barnett Newmans Kunstwerk „Who’s afraid of red, yellow and blue?“ aus dem Jahr 1966. Dieses überdimensional grosse, antikompositionelle Ölgemälde, von dem Newman drei weitere Versionen malte und bezüglich dessen er ausdrücklich gefordert hat, es aus grösster Nähe zu betrachten, um eine physische Erfahrung der Desorientierung zu evozieren – die Adaptionsfähigkeit des Auges wird bewusst überfordert – hat zu Staunen, Erregung, Erschütterung, Überwältigung und sogar zu schweren Beschädigungen durch Messerstiche im Amsterdamer Stedelijk Museum geführt. In Berlin erhielt der Direktor der Nationalgalerie Morddrohungen und „das Werk dieses Anstreicherlehrlings“ wurde ebenfalls tätlich attackiert. Die jeweils höchst aufwendigen Restaurierungen der Bilder lösten wiederum überregional eine Debatte über Vandalismus aus, die andere Künstler inspirierte.
„Ich bin ein Mensch, der in allem nur nach Impulsen handelt und wenn sich in mir die gehörige Menge Elektrizität angesammelt hat, geschieht etwas“, hat der österreichisch-slowenische Komponist der Spätromantik Hugo Wolf seine Arbeitsweise beschrieben. Seiner Erfahrung nach liegt „etwas Grausames in der innigen Verschmelzung von Poesie und Musik, wobei eigentlich nur der letzteren die grausame Rolle zufällt. Die Musik hat entschieden etwas Vampyrartiges in sich“. „Theater ist immer Oper“, sagt Herbert Fritsch; er unterscheidet nicht zwischen Sprech- und Musiktheater.
Was passiert nun, wenn die antikompositionelle Visualisierung der drei Grundfarben auf die Liedkompositionen von Hugo Wolf zu den Dichtungen Eichendorffs, Mörikes und Goethes trifft? Newman bezieht sich in seinem Bildtitel „Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau?“ auf den Theatertitel „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Edward Albee. Albee wiederum variiert im Grunde den Titel „Wer hat Angst vorm grossen, bösen Wolf?“ – eine Komposition von Frank Churchill aus dem Jahr 1932. Herbert Fritsch fragt 84 Jahre später mit sieben singenden Frauen: Wer hat Angst vor Hugo Wolf?
Herbert Fritsch, 1951 in Augsburg geboren, absolvierte seine Schauspielausbildung in München. Danach arbeitete er zunächst als Schauspieler, u.a. viele Jahre an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz bei Frank Castorf. Parallel arbeitete Fritsch als Medien-Künstler, drehte erste Filme auf 16mm/35mm und zeigte Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz mit Fotoarbeiten und Computeranimationen. Seit 2007 ist er fast ausschliesslich als Regisseur tätig und inszeniert u.a. am Residenztheater München, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Opernhaus Zürich, an der Komischen Oper Berlin, am Wiener Burgtheater und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Seine Berliner Inszenierungen „Ohne Titel Nr. 1“ (2014) und „der die mann“ (2015) wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen, wo er in den vergangenen Jahren regelmässig vertreten war. Dem Zürcher Publikum hat sich Herbert Fritsch in der Saison 2013/14 mit Dürrenmatts „Die Physiker“ vorgestellt, 2014/15 inszenierte er „Der schwarze Hecht“ von Emil Sautter und Jürg Amstein mit der Musik von Paul Burkhard.
Premiere am 23.4.2016 im Pfauen
Regie und Bühne Herbert Fritsch / Kostüme Bettina Helmi / Musikalische Leitung Ruth Rosenfeld / Musikalische Leitung Carsten Meyer
Mit Hilke Altefrohne, Sofia Elena Borsani, Lisa-Katrina Mayer, Carsten Meyer, Elisa Plüss, Anne Ratte-Polle, Ruth Rosenfeld, Carol Schuler
Ruedi Häusermann über seine Uraufführung piano forte
Der Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann unternimmt gemeinsam mit vier Pianisten, vier Schauspielern und einem Chor eine musiktheatralische Reise durch die Geschichten und Bilder, die ein musikalisches Werk in sich trägt. Was wie ein Konzert für vier Klaviere beginnt, verwandelt sich mehr und mehr in eine flüchtige, traumähnliche Welt, in der Bilder und Geschichten auftauchen, sich überlagern und wieder verschwinden. Die klanglichen und visuellen Welten, die entstehen, wenn die Gedanken der Zuhörer beim Hören der Musik abzuschweifen beginnen, werden zu einem Erlebnis der besonderen Art, das dort sein Ende findet, wo es auch begonnen hat: in einem Konzertsaal … Es entsteht ein vieldeutiger, poetischer und humorvoller Kosmos, in dem die Bilder, die sich in Häusermanns Neukompositionen für vier Klaviere verbergen, zum Leben erweckt werden.
Premiere am 9.1.2016 im Schiffbau/Box
Komposition und Regie Ruedi Häusermann / Bühne Giuseppe Reichmuth, Regula Zuber, Ruedi Häusermann / Kostüme Barbara Maier
Mit Philip Bartels, Christian Baumbach, Duri Collenberg, Fritz Fenne, Rahel Hubacher, Simone Keller, Lukas Rickli, Johannes Sima
Spätabends an der Tram Haltestelle Zürich Paradeplatz, Schweiz
23.11.2018 - Einige Eindrücke vom weihnachtlichen Paradeplatz Zürich. Ich filmte zwischen 21:00 und 22:00 Uhr. Es war sehr kalt und windig an diesem Abend. Bei 0:50 kommt noch das Fondue Tram daher gefahren :)
Schauspielhaus Zürich: Schweizer Schönheit von Dani Levy (Regie Dani Levy)
Mit der Ruhe in dem beschaulichen, idyllischen Städtchen Wohlstadt ist es erst einmal vorbei. Was ist mit Balz Häfeli, dem dreifachen Familienvater und angesehenen Bürger von Wohlstadt, auf einmal los? Was ist mit ihm passiert? Die Gemeinde ist entsetzt, die Bürger sind besorgt und der Bürgermeister ist in Alarmbereitschaft. Die Antwort hat nur Balz. Aber er will nicht. Will nichts sagen, noch kümmert’s ihn sonderlich, was die anderen kümmert. Begonnen hat es an seinem 50. Geburtstag, oder, genauer gesagt, in der anschliessenden Nacht.
Nach diesem unglückseligen Festtag – an dem ihn sein jüngster Sohn Fredi bei einer intimen Angelegenheit ertappte, sein neuer Nachbar ihm erzählte, dass nicht er, sondern selbiger den lang ersehnten Abteilungsleiterposten bekommen hat, und sich ihm obendrein der Verdacht nahelegte, dass seine notorisch untreue Ehefrau nicht einmal vor seinem Vater, ihrem Schwiegervater, Halt gemacht hat – setzt Balz einen Schlussstrich unter sein altes Leben und steigt aus. Er packt seine sieben Sachen und zieht in den Gartenschuppen. Er geht nicht mehr zur Arbeit verweigert die Teilnahme am Familienleben und macht nur noch das, wozu er gerade Lust hat. Als er schliesslich beginnt, in seinem Schuppen Muezzingesänge zu üben, wird er wegen Ruhestörung vorübergehend in polizeilichen Gewahrsam genommen. Sein Vater, der Bürgermeister von Wohlstadt, und sein Freund Klaus versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen, auch eine Psychologin wird beigezogen. Aber Balz geht auf keine Forderungen ein. Seine Frau Rosa hingegen findet neuen Gefallen an ihm, auch die beiden jüngeren Kinder, Vanessa und Fredi, kommen ihrem Vater wieder näher, während sich draussen der Mob, angeführt von Max Brenner, dem Nachbar, gegen Balz zusammenschliesst. Ausserdem ist da noch Lieselotte, Brenners Frau, die sich am liebsten Balz anschliessen würde. Urs, der älteste Sohn, kann das Verhalten seines Vaters nicht ertragen, seine Verlobte aber will Balz helfen. Sie startet einen Blog, auf dem Balz ein Königreich ins Leben ruft, bei dessen Beitritt man seine Schweizer Nationalität aufgeben muss. Dieses erfährt raschen Zulauf; das entfacht den Zorn der Wohlstädter nur noch mehr. Balz, der Störenfried, muss weg …
Dani Levy hat eine bitterböse, fundamentalistische Komödie geschrieben, bei der er auch selbst Regie führt. Sie erzählt vom Ausbruch eines kleinen Mannes, der vom angepassten Durchschnittsbürger zum erklärten Feind und Störenfried wird, bis es zum grossen Eklat kommt.
Premiere am 20.2.2015 im Pfauen
Regie Dani Levy / Bühne Henrike Engel / Kostüme Sabine Thoss / Musik Jojo Büld
Mit Marc Baumann, Margot Gödrös, Dagna Litzenberger Vinet, Thomas Loibl, Miriam Maertens, Joshua Maertens, Michael Neuenschwander, Nicolas Rosat, Carol Schuler, Pierre Siegenthaler, Johannes Sima, Susanne-Marie Wrage
Audio-Einführung zur Inszenierung „Homo faber“ (Regie Bastian Kraft)
„Gewohnt, immer in Bewegung zu sein, gewohnt, dass alles funktioniert – und zwar so, wie ich es will –, lese ich „Homo faber“ und frage mich, ob nicht der Fehler im System oft ein Glücksfall ist, der Stillstand mich nach vorn bringt, der Sand im Getriebe die Maschine eigentlich befeuert.“ Bastian Kraft
Die Notlandung eines Flugzeugs in der Wüste. Darin der Passagier Walter Faber, ein Schweizer Ingenieur mit einem unerschütterlich rationalistischen Weltbild – ein Mann um die 50, der alles, was an Kunst, Liebe, Religion oder Schicksal nicht wissenschaftlich erklärbar ist, beiseite tut. Zwar ist auch die Begegnung in diesem Flugzeug mit Herbert, der ihn von seinen Plänen abbringt und zu seinem alten Freund Joachim in die Wüste führt, schon ein erstaunlicher Zufall. Ins Wanken gerät Walter Fabers Weltbild aber erst, als er sich gezwungen sieht, vor sich selbst und seiner ehemaligen Geliebten aus Jugendzeiten Hanna über die jüngste Vergangenheit Bericht abzulegen. Dazu kommt es, weil er auf einem Schiff von New York nach Frankreich eine junge Frau kennenlernt, die ihn an Hanna erinnert: Sabeth. Er lässt seine Reisepläne fallen und begleitet die junge Frau in jugendlicher Verliebtheit quer durch Europa nach Athen. Trotz aller Indizien begreift er nicht, dass er mit seiner eigenen Tochter kokettiert – Hannas Tochter, die sie, kurz nachdem er sie verlassen hatte, zur Welt brachte.
Den als Rechenschaftsbericht verfassten Roman schreibt Max Frisch, selbst Architekt und Literat, 1957 und spiegelt gerade in Fabers Versuch einer genauen Rekonstruktion der Geschehnisse sein Scheitern, die Welt und sein Leben als blosse Addition der Fakten zu begreifen.
Der Regisseur Bastian Kraft, geboren 1980, beschäftigt sich nach „Andorra“ von Max Frisch (Schiffbau/Box 2016) in Zürich zum zweiten Mal mit diesem Schweizer Autor.
Schauspielhaus Zürich: Ein Volksfeind von Henrik Ibsen, Bearbeitung Dietmar Dath
Doktor Tomas Stockmann, Bewohner eines Städtchens mit der fortschrittlichsten Kommunalverwaltung aller Zeiten, hat eine ungeheuerliche Entdeckung gemacht. Das Grundwasser ist verseucht. Verantwortlich ist ein Energiekonzern, mit dem dubiose Verträge abgeschlossen wurden. Nun drohen die Folgen des Deals den Ruf der Stadt zu ruinieren. Man feiert den „Volksfreund“ Stockmann als Entdecker eines Skandals. Im Namen der Wahrheit soll er in die Schlacht gegen den Energieriesen ziehen. Die Ehre wird ihm voreilig zuteil. Denn nach anfänglicher Euphorie schmelzen die Glück verheissenden Losungen „Transparenz“, „Demokratie“ und „digitale Partizipation“, die sich die Gemeinde stolz auf ihre Fahnen geschrieben hat, und Stockmann findet sich im Filz des kleinstädtischen Lobbyismus wieder.
In seiner Übertragung von Henrik Ibsens Ökosatire entlarvt der Dramatiker, Journalist und Science-Fiction-Autor Dietmar Dath unsere smarten digitalen Welten als pseudo-demokratisches Blendwerk in den modernen, von kapitalistischen Heilsversprechungen gesteuerten Gesellschaften.
Premiere am 10.9.2015 im Pfauen
Regie Stefan Pucher / Bühne Barbara Ehnes / Kostüme Annabelle Witt / Musik Christopher Uhe / Video Ute Schall
Mit Tabea Bettin, Sofia Elena Borsani, Robert Hunger-Bühler, Isabelle Menke, Matthias Neukirch, Nicolas Rosat, Markus Scheumann, Siggi Schwientek, Becky Lee Walters
Interview zu Henosode von Ruedi Häusermann
Nach einem Probenbesuch zu Henosode - Salon des Gelingens (Regie Ruedi Häusermann) im Schauspielhaus Zürich wurden die BesucherInnen nach ihren Eindrücken befragt.
Premiere am 29. Januar 2019
Schiffbau/Box
In Ruedi Häusermanns zehnter Arbeit am Schauspielhaus Zürich stehen die vier MusikerInnen des Henosode-Quartetts (Henosode auf Berndeutsch: so ist es eben) zusammen mit sieben SpielerInnen auf der Bühne. Gemeinsam erkunden sie geheimnisvolle Verbindungen zwischen Musik und Raum und machen verschiedene Versuche: Wie wandert eine Wolke? Wie kann man Menschen und Dinge zum Verschwinden bringen? Wie fängt man ein Echo ein? Es geht um Konzentration, Hingabe und die Entdeckungen, die man machen kann, wenn es kein Ziel gibt. Häusermann erzählt vom Staunen über das, was man zustande bringt in der Kunst: sich scheinbar mit nichts zu beschäftigen. Der Abend, der wie immer ein heimliches Konzert ist, gipfelt in einer Überraschung – in einer grob-feinen Hymne ans Theater. Mehr darf hier nicht verraten werden.
Regie und Komposition Ruedi Häusermann / Bühne Bettina Meyer / Kostüme Sabine Hilscher / Licht Markus Keusch
Mit Klaus Brömmelmeier, Matthias Neukirch, Herwig Ursin, Benedikt Bindewald, Josa Gerhard, Christoph Hampe, Sara Hubrich, Maike Bräutigam, Kathrin Brogli, Shane Lutomirski, Oliver Truffer
Video: Patrick Hunka
Mehr zum Stück:
Winterreise von Yael Ronen & Exil Ensemble (Regie Yael Ronen)
Januar, 2017. Das neu gegründete Exil Ensemble des Maxim Gorki Theaters Berlin – bestehend aus Neuberliner SchauspielerInnen aus Afghanistan, Syrien und Palästina – unternimmt eine zweiwöchige Bustour durch das winterliche Deutschland, mit einem Abstecher in die Schweiz. Was ist Deutschland oder die Schweiz? Niels, ein deutscher Kollege, beschliesst ihnen ein Deutschland und eine Schweiz zu zeigen, die anders können und mehr sind als Hitler, Dirndl und Alpen. Welchen Blick werfen Ayham Majid Agha, Maryam Abu Khaled, Hussein Al Shatheli, Karim Daoud, Mazen Aljubbeh, Kenda Hmeidan und Yael Ronen auf diese Exil-Länder? Wie nehmen sie das Zusammensein mit den Eingeborenen, mit den ExpertInnen, die versuchen, Deutschland und die Schweiz zu erklären, mit dem Busfahrer wahr? Welche gegenseitigen Annäherungsversuche gibt es, wie werden die Beziehungsverhältnisse ausgelotet? Bereits 2015 gastierte die israelische Regisseurin Yael Ronen mit „Common Ground“ im Pfauen.
Zürcher Premiere am 16.9.2017 im Pfauen
Regie Yael Ronen / Bühne Magda Willi / Kostüme Sophie du Vinage / Musik Yaniv Fridel / Video Benjamin Krieg / Video Ofer Shabi / Puppenspiel Ariel Doron / Zeichnungen Esra Rotthoff
Mit Ayham Majid Agha, Maryam Abu Khaled, Hussein Al Shatheli, Karim Daoud, Mazen Aljubbeh, Niels Bormann
SEVEN Kleintheater Tour in Zürich
Kleiner Aussschnitt aus der Kleintheater Tour (Accoustic Stories)2010 vom Theater am Hechtplatz in Zürich (Schweiz)
Tusuy Perú - Zúrich Suiza.wmv
Espectáculo artístico donde la marinera es la base creativa integrando ritmos andinos, percusión y luces con música tradicional y de fusión.
Tanzshow auf der Grundlage der Marinera.Die Musik verschmelzt traditionelle und moderne Einflüsse zu einer einzigartigen Mix mit andinen Rhythmen, Afro-Perkussion und Licht/Schattenspielen.
Schauspielhaus Zürich: Meer von Jon Fosse (Regie Barbara Frey)
Ein Mann, der nicht müde wird zu sagen „Ich bin der Kapitän“, kommandiert ein Schiff, welches womöglich eine Erinnerung ist oder die Sehnsucht nach Identität. Ein anderer Mann, der nicht müde wird zu sagen „Ich bin der Gitarrenspieler“, spielt Luftgitarre für alle, die die schönste Musik hören wollen. Der Kapitän erkennt in einem älteren Paar seine lang vermissten Eltern, jedoch erkennen sie in ihm nicht ihren verlorenen Sohn und fürchten sich. Ein junger Mann beschwört eine junge Frau, dass sie ihn nie verlassen dürfe, sie jedoch fühlt sich magisch zu den Klängen einer Gitarre hingezogen, die er nicht hören kann. Die archetypischen Figuren treiben zeitlos auf einem Weltmeer, in einem mystischen Raum zwischen Dasein und Tod, Ort und Nicht-Ort, Sprache und Schweigen. Das menschliche Unvermögen, sich und den anderen wahrhaftig zu erkennen, die unerhörte Sehnsucht, dem Alleinsein zu entkommen, und die machtvolle, tröstliche Existenz einer Sphäre des Nicht-Sichtbaren, des Unsagbaren bringt Jon Fosse zur Sprache.
Der Norweger Jon Fosse gehört zu den meistgespielten zeitgenössischen europäischen Dramatikern. Zudem ist er seit 1983 als Autor von Romanen, Lyrik, Libretti und Erzählungen tätig. Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Jon Fosses Stücke sind leise, unaufdringliche, pausendurchsetzte und wortkarge Texte, scheinbar ereignislos – und doch kreisen seine Figuren um Existenzielles und zwingen den Zuschauer zur Innenschau. „Meer“ bezeichnet der Autor, der fortan nur noch „langsame“ Prosa schreiben möchte, als sein letztes Theaterstück. Am Schauspielhaus Zürich waren bereits zahlreiche seiner Stücke zu sehen, darunter „Die Nacht singt ihre Lieder“ (2000, Regie Falk Richter), „Der Gitarrenmann“ (2001, Regie Christoph Marthaler), „Ich bin der Wind“ (2009, Regie Matthias Hartmann) sowie „Schönes“ (2013, Regie Werner Düggelin).
Barbara Frey beschäftigt sich nach ihrer Inszenierung von „Winter“ (2006 am Theater Basel) zum zweiten Mal mit dem Autor Jon Fosse.
Premiere am 17.10.2015 im Pfauen
Regie Barbara Frey / Bühne Muriel Gerstner / Kostüme Bettina Walter
Mit Henrike Johanna Jörissen, Hans Kremer, Stefan Kurt, Claudius Körber, Susanne-Marie Wrage, Jirka Zett
„Ausschliesslich Inländer“ Ein Georg-Kreisler-Abend von Nikolaus Habjan und Franui
Ein Georg-Kreisler-Abend mit Nikolaus Habjan, seinen selbst erschaffenen Puppen, unserem Ensemble und dem Ensemble Franui: Ein anspruchsvoller, konzentrierter Musiktheaterabend aus zum Teil unveröffentlichten Texten und Liedern Georg Kreislers, die dezidiert auf die Schweiz Bezug nehmen. Georg Kreisler hat von 1992 bis 2007 in Basel gelebt und sich in dieser Zeit entsprechend humorvoll und kritisch mit der Schweiz beschäftigt. Die Schönheit sowie der Wahnsinn der spezifischen Schweizer Kunst der Abgrenzung werden in diesem Projekt auf musikalische Weise zum unterhaltsamen Thema.
Der österreichische Puppenspieler und Regisseur Nikolaus Habjan baut seine grossen Klappmaulpuppen selbst und steht auch als Darsteller auf der Bühne. Im Gegensatz zum Marionettentheater, das hinter einer Barriere stattfindet, werden die Puppen von sichtbaren Schauspielern gespielt. Man sieht also auf der Bühne neben der Puppe immer auch die Darsteller, die auf unterschiedliche Weise interagieren. Manchmal ist der Spieler nur Bauchredner, der seiner Puppe die Stimme leiht und sie in Bewegung versetzt, dann wiederum wird er zum Dialogpartner oder auch zum Spielpartner. Den Puppen nicht nur Leben einzuhauchen, sondern sie zu eigenständigen Figuren und Charakteren werden zu lassen, die einen verführen, verstören und berühren, wie es Habjan schafft, ist eine hohe Kunst. Am Schauspielhaus Zürich inszeniert er nach einem Gastspiel in der vergangenen Spielzeit zum ersten Mal selbst.
Nikolaus Habjan, 1987 in Graz geboren, studierte Musiktheaterregie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Mit 15 Jahren sammelte er erste Erfahrungen mit dem Puppentheater und perfektionierte seine Puppenspieltechnik bei Neville Tranter. Von 2009 bis 2016 war er Co-Direktor des Schubert Theater Wien und inszeniert u.a. am Schauspielhaus Graz, am Volkstheater Wien, am Landestheater Linz und am Burgtheater Wien. Für seine Produktionen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise.
Premiere am 2.6.2018 im Schiffbau/Box
Wiederaufnahme am 26.10.2018 im Pfauen
Mehr Infos:
Regie und Puppenbau Nikolaus Habjan / Bühne Jakob Brossmann / Kostüme Denise Heschl / Text und Musik Georg Kreisler / Musikalische Bearbeitung / Komposition Markus Kraler, Andreas Schett / Musikalische Leitung Andreas Schett
Mit Benito Bause, Nikolaus Habjan, Claudius Körber, Miriam Maertens, Michael Neuenschwander, Elisa Plüss, Musicbanda Franui
Video: Patrick Hunka
Das grosse Herz des Wolodja Friedmann von Gerhard Meister (Regie Sonja Streifinger)
Schauplatz des neuen Stücks von Gerhard Meister ist der Exilort Zürich in den 1930er und 1940er Jahren. Im Zentrum steht das Ehepaar Friedmann, die Besitzer der historisch verbürgten Zürcher Pension Comi. Sie geben unterschiedlichen Charakteren, vom jüdischen Musiker bis hin zur gescheiterten Revolutionärin, alle Verfolgte des Nationalsozialismus, Unterschlupf. Als der Strom der Geflüchteten nicht abreisst, stehen sie vor einer entscheidenden Herausforderung: Wen können sie noch aufnehmen, ohne selbst am Ende in Schwierigkeiten zu geraten?
Die junge Regisseurin Sonja Streifinger behandelt in ihrer Arbeit den historisch-politischen Umgang der Schweiz mit Geflüchteten. Die kleinen Geschichten der Menschen unterschiedlicher Herkunft, die auf kleinstem Raum zusammenleben, lassen den historischen Kontext in einem anderen Licht erscheinen und werfen Fragen nach dem Zusammenleben in der Fremde auf.
Premiere am 29.3.2018 im Pfauen/Kammer
Regie Sonja Streifinger / Bühne Selina Puorger / Kostüme Tiziana Angela Ramsauer / Musik Jojo Büld
Mit Friederike Wagner, Gottfried Breitfuss, Ludwig Boettger, Claudius Körber, Sarah Gailer, Fritz Fenne
Video: Julia Bodamer
Audio-Einführung zur „Frankenstein“-Inszenierung von Dietmar Dath inspiriert von Mary Shelley
Vor 200 Jahren erfand Mary Shelley am Genfersee die Geschichte von Dr. Frankenstein und seinem namenlosen Geschöpf – und begründete damit das Genre des Science Fiction. Inspiriert durch einen Blitzschlag setzte sich Shelley mit einer Zeit im wissenschaftlichen Umbruch auseinander, deren Konflikte bis in die Gegenwart strahlen: der unreflektierte Fortschrittsglaube, die Entfremdung zwischen Mensch und Kreatur und die Überwindung des Todes. Science-Fiction-Autor Dietmar Dath und Regisseur Stefan Pucher, die gemeinsam Ibsens „Ein Volksfeind“ aufsehenerregend aktualisiert haben, nähern sich dem Stoff bildgewaltig vor dem Hintergrund unserer heutigen Entwicklung von künstlichem Leben und Bewusstsein.
Premiere am 10.01.2019, Pfauen
Regie Stefan Pucher / Bühne Barbara Ehnes / Kostüme Annabelle Witt / Video Chris Kondek / Mitarbeit Video Ruth Stofer / Game Design Victor Morales / Musik Christopher Uhe / Licht Frank Bittermann
Mit Edmund Telgenkämper, Robert Hunger-Bühler, Fritz Fenne, Inga Busch, Lena Schwarz, Julia Kreusch
Mehr zum Stück unter
Schauspielhaus Zürich: Yvonne, die Burgunderprinzessin von Witold Gombrowicz (Regie Barbara Frey)
„Yvonne, die Burgunderprinzessin“ kreist um die unerträgliche Rätselhaftigkeit des Begehrens. Am weltmännischen Hof von König Ignaz taucht Yvonne auf, ein schweigendes Mädchen. Sie verliebt sich in Prinz Philipp, den Thronfolger: „Yvonne ist latschig, apathisch, schwächlich, schüchtern, langweilig und ängstlich. Philipp kann sie vom ersten Augenblick an nicht ausstehen, sie enerviert ihn zu sehr; aber zugleich kann er auch nicht ausstehen, dass er Yvonne hassen muss. Ich werde mich dem nicht unterwerfen, ich werde sie lieben! – schleudert er seiner Natur die Herausforderung entgegen. Yvonne, am königlichen Hof eingeführt als Verlobte des Prinzen, wird zu einem zersetzenden Faktor. Die stumme, verschüchterte Gegenwart ihrer mannigfaltigen Defekte verursacht, dass jedem seine eigenen Mängel, Schmutzigkeiten und kleinen Sünden zu Bewusstsein kommen und bald verwandelt sich der Hof zu einer Brutstätte von Ungeheuerlichkeiten. Und jedes dieser Ungeheuer, einschliesslich des Prinzen, beginnt vor Begierde zu brennen, diese unausstehliche Zimperliese zu ermorden.“ (Witold Gombrowicz)
Der polnische Dichter Witold Gombrowicz gehört zu den grossen Aussenseitern und Provokateuren der Weltliteratur. Erst Jahrzehnte nach der Entstehung trat sein Stück „Yvonne“ den Siegeszug um die Welt an. Barbara Frey inszeniert Gombrowiczs Theaterdebut nun im Schiffbau in einer reinen Männerbesetzung.
Premiere am 10.1.2015 im Schiffbau/Halle
Regie Barbara Frey / Bühne Bettina Meyer / Kostüme Esther Geremus / Musikalische Leitung Iñigo Giner Miranda
Mit Rainer Bock, Julian Boine, Gottfried Breitfuss, Hans Kremer, Claudius Körber, Steffen Link, Michael Maertens, Iñigo Giner Miranda, Markus Scheumann, Siggi Schwientek, André Willmund